Jahresbericht 2022/23

Ein Adieu von Janosch Tröhler

Jahresbericht 2022/23

Ein Adieu von Janosch Tröhler

Nach neun Jahren im Vorstand des Zürcher Pressevereins – fünf davon im Präsidium – ist dies mein letzter Jahresbericht. Der Blick auf das vergangene Jahr ist daher mit etwas Nostalgie verwässert.

Das vergangene Vereinsjahr war kein einfaches. 2022 mussten wir zwei Veranstaltungen wegen mangelnder Anmeldungen wieder absagen. Der Grund? Vielleicht die Event-Überdosis nach der Pandemie, vielleicht noch Vorsicht, vielleicht auch einfach die Gäste.

2023 gab es dann Lichtblicke: Der Communication Summit, eine Kooperation mit der Zürcher PR Gesellschaft, feierte ein erfolgreiches Comeback. Der dazugehörige Podcast, den wir als Corona-Ersatz ins Leben riefen, bleibt am Leben und wird im zweimonatlichen Rhythmus von Reto Lipp moderiert. Und zuletzt fand ein anregender und ebenfalls gut besuchter Experten-Talk zum Thema «Künstliche Intelligenz im Journalismus» statt.

Der Vorstand hat in seiner Retraite im Januar das kommende Jahr so stark wie noch nie durchgeplant und testet verschiedene Anlässe und Formate aus. Der KI-Talk war einer davon. Am 10. Juni findet der nächste Event statt: Wir besuchen das Druckzentrum der Tamedia und können live erleben, wie die Sonntagszeitungen gedruckt werden.

Abschied

Jetzt, wie ankündigt, etwas Nostalgie. Der Zürcher Presseverein hat mich fast durch meine ganze journalistische Karriere begleitet. Ich kam zuerst durch ein Mentoring-Programm von Impressum in den Kontakt mit David Strohm, damals Präsident, der mich dann überzeugte, in den Vorstand zu kommen – noch im Studium, mit ahnungslosen 23 Jahren. Der ZPV blieb die Konstante als ich von Teilzeitjobs beim SRF und der Tamedia zu den Schaffhauser Nachrichten wechselte. Und auch, als ich zuletzt beim Blick landete.

Durch die Arbeit im Vorstand lernte ich nicht nur spannende Menschen kennen, sondern durfte mit tollen Kolleg:innen zusammenarbeiten. Herzlichen Dank für das stets professionelle und freundschaftliche Zuammenspiel. Ich werde unsere Gespräche, das Philosophieren und Diskutieren vermissen. Und ich freue mich, von aussen zu beobachten, wie sich der ZPV unter der Leitung von Fabienne Sennhauser und Fabienne Köchli entwickeln wird.

Letztes Jahr habe ich die Medienbranche verlassen. Kein Seitenwechsel, sondern als Projektleiter in die IT. Trotzdem bleibt meine Leidenschaft für den Journalismus. Aber ich hatte genug von jenen toxischen Strukturen, die den besten Beruf der Welt beschneiden. Viele Kolleginnen und Kollegen in meinem Alter sind schon ausgestiegen oder erlitten ein Burnout. Um meinen Aussteiger-Kollegen Vinzenz Greiner zu zitieren: «Wenn man so für etwas brennt, muss man aufpassen, dass man nicht verbrennt.»

Die strukturellen Probleme der Branche zeigen sich an den Zahlen der Aussteiger:innen, den Skandalen rund um das Haus Ringier und Tamedia und leider auch unseren Mitgliederzahlen wunderbar. Eine kürzlich veröffentlichte Studie befragte Journalist:innen mit Jahrgang 1990 oder jünger. Das Fazit: Pessismismus bezüglich der Zukunft der Branche. Und die meisten bezweifeln, dass sie ihr Leben lang im Journalismus bleiben.

Wenn ich heute mit HR-Verantwortlichen in den Medien spreche, sagen alle: Es ist schwierig, Leute zu finden. Das MAZ hat Mühe, die Kurse zu füllen. Volontariate und Praktika bleiben lange offen. Das war vor wenigen Jahren noch ganz anders.

Was der Schweizer Journalismus mehr den je braucht: eine starke Kurskorrektur, Investitionen – vor allem in die Unternehmenskultur – und echte Leadership, die ihre Verantwortung für Qualität und Arbeitsbedingungen wahrnimmt.